Wiedereröffnung des Heimat- und Torfmuseums mit einer Ausstellung zu Albert Meyer

In Blog by Johann G. Böhmer

Am 17.7.2022 wurde das Heimat- und Torfmuseum mit einer Sonderausstellung zu Albert Meyer (1881 – 1948) nach langer coronabedingter Unterbrechung wieder eröffnet. Der Titel der Ausstellung lautet: „Albert Meyer und seine Kunst – Ein Suchender malt seine Heimat“. Gezeigt werden 30 Gemälde, Zeichnungen, Gouachen und Radierungen von Albert Meyer, der sich der Malerei erst 1915 in seiner Freizeit zugewandt hatte und der im Hauptberuf Ingenieur im Tiefbauamt der Landeshauptstadt München war. Diese 30 Werke Albert Meyers aus der Zeit von 1915 – 1948 sind in der Ausstellung kombiniert mit Fotografien von Christian Besimo, welche die Motive Meyers im Kontrast mit dem Blick heute zeigen und so die seitherige Veränderung sichtbar machen. Das ist eine höchst spannende Herangehensweise an Kunst aus vergangener Zeit, die in diesem Fall auch ein Stück weit Dokumentation einer früheren Lebenswelt ist.

Ruth Besimo-Meyer, eine Enkelin Albert Meyers, und ihr Mann Christian Besimo haben passend zu dem Rahmen des Heimat- und Torfmuseums aus den in einem Werkverzeichnis festgehaltenen über 600 Werken Meyers solche herausgesucht, die im Graßlfinger Moos, auf dem Gröbenzeller Grundstück des Künstlers, in Gröbenzell und Umgebung, im Murnauer Moos oder im Voralpenland, am Chiemsee, Staffelsee oder Simsee entstanden sind.

In der Ausstellung wird auch die Biografie Albert Meyers beleuchtet, hier vor allem sein vielfältiges ehrenamtliches Wirken in Gröbenzell seit 1915. Im Jahr 1915 kaufte Meyer ein Grundstück an der Gröbenzeller Eschenrieder Straße und ließ sich mit Frau und drei kleinen Kindern dort nieder. Thematisiert werden auf einer Schautafel „drei Großtaten Meyers“ in den Jahren 1930/31, der, nachdem er 1929 den Vorsitz im Interessenverein Gröbenzell übernommen hatte, unter dessen Schirm für die ganze Siedlung Gröbenzell, also auch für den Aubinger und Langwieder Teil östlich des Gröbenbachs, einen Generalbaulinienplan anfertigte, ferner im August 1931 das große, zweitägige Fest „30 Jahre Siedelung Gröbenzell“ ausrichtete und aus Anlaß dieser Feier auf 30 Seiten nach eingehenden Recherchen auch die erste Chronik Gröbenzells verfasste, die bei diesem Fest für 50 Pfennig verkauft wurde.

Eine weitere Schautafel beleuchtet die Schikanen im Dritten Reich, denen Meyer als BVP-ler (Mitglied der Bayerischen Volkspartei) und christlich geprägter Mensch von Gröbenzell aus ausgesetzt war. Meyer war schon früh in Gröbenzell nicht nur im Interessen- und im Freilandverein, sondern sehr aktiv auch in der katholischen Kirchenverwaltung tätig, wo er mit anderen auch den Kirchenbau beförderte. Er konnte den Versuch der örtlichen Protagonisten der NSDAP, ihn nach der sogenannten Machtergreifung von seinem Dienst bei der Stadt München zu entheben und so einen Denkzettel zu verpassen, 1933 nur mit äußerster Mühe abwenden.

Dadurch, dass die Familie Meyer für die Ausstellung ihr Privatarchiv umfassend zugänglich machte, sind die damaligen Vorgänge lückenlos nachvollziehbar. So ergibt sich das Bild einer äußerst vielseitigen, charakterstarken Persönlichkeit, die viel für Gröbenzell getan hat, dabei von Seiten der Nationalsozialisten schweren Schikanen und Attacken ausgesetzt war und zu alledem auch harte persönliche Schicksalsschläge verkraften mußte. Zu nennen sind hier die schwere Kriegsverletzung mit dem Verlust eines Unterschenkels schon kurz nach Beginn des 1. Weltkriegs bei einer Schlacht in Frankreich, der frühe Tod nacheinander zweier Ehefrauen oder der Verlust eines Sohnes im 2. Weltkrieg in Russland.

Es lohnt sich, diese Ausstellung zu besuchen. Sie geht noch bis zum 16.10.2022. Das Museum ist jeden Sonntag von 10.30 h bis 12.30 h geöffnet. Unter den Telefonnummern 08142/448168 und 53777 können auch Sonderführungen vereinbart werden.

Zur Ausstellung gibt es ein vorerst auf 75 Exemplare limitiertes Begleitbuch „Albert Meyer – Spurensuche vom Moos bis Murnau“, 140 Seiten, Hardcover, das man für 22 € im Museum erwerben kann. Das Buch beinhaltet einen Katalogteil mit hochwertigen Farb-Repros von allen in der Ausstellung gezeigten Werken, den in der Ausstellung gegenübergestellten Fotografien von Christian Besimo sowie Aufsätze von Ruth und Christian Besimo, Johann G. Böhmer und Kurt Lehnstaedt. Darin geht es um den Verlauf der Spurensuche, die Werke Albert Meyers, ihre Interpretation aus Sicht eines Fotografen heute, die Biografie Albert Meyers und um sein ehrenamtliches Wirken und die Schikanen im 3. Reich.

Foto: Werner Urban